15-16:30 Milonga Lisa
16:30- 18:00 Vals Cruzado
Weitere Informationen auch unter:
MIlonga Lisa
Milonga - die Basis von Tango und Vals
Bist du ein echter Milonguero? Dann tanzt du am liebsten Milonga?!
Als Milongueros werden in Buenos Aires diejenigen bezeichnet, die sich mit allen Genres ihrer Kunst auskennen, Tänzer, die die Unterschiede zwischen Tango, Vals und Milonga tänzerisch beherrschen!
Vor 100 Jahren entwickelte sich aus dem kulturellen Potpourri der armen Stadtbevölkerung, die sich in ihrer Misere nur durch tanzen erheitern konnte, ein avantgardistischer Volkstanz als emotionaler Ausdruck einer neuen Kultur: Ein Tanz, der nichts voraussetzte, ein Tanz, der mit allen Menschen aller Kulturen, egal ob Mann oder Frau, spontan funktioniert.
Ein Tanz, in welchem die Kommunikation im Vordergrund steht, und der nächste Schritt durch die gewahrte Balance Aufschluss darüber gibt, ob die beiden Tanzenden in Harmonie verschmelzen oder sich missverstehen…
Ein Tanz, in welchem der Weg das Ziel ist und es am schönsten ist, wenn das Ziel lange nicht erreicht wird, sodass die Tanzenden in einen “Flow” kommen und miteinander das Gefühl von “fliegen” entwickeln.
Die Milonga bot einen Rahmen in dem die unterschiedlichsten Menschen nach Herkunft, Stand, Religion und oder Beruf einen gemeinsamen Nenner fanden der sie verband und ihnen eine eigene Identität in der neuen Welt gab. Der neuartige Tanz wurde zur Kultur der Umarmung. Er bot sozusagen die Möglichkeit einen Partner zu finden, aber auch Respekt in der Gemeinschaft zu bekommen, elegant zu sein, ohne Anzug zu tragen, kreativ zu sein ohne weiteres Material als die eigene Bewegung. Mit einer guten Körperbeherrschung konnte man glänzen ohne zu kämpfen! Sozusagen die Muskeln im wahrsten Sinne des Wortes spielen zu lassen, Freude erzeugen ohne Geld auszugeben.
Der wahre Hintergedanke war also, einen stabilen Partner zu finden, denn die Milonga erzeugt in der Improvisation laufend zwischenmenschliche Situationen, die Aufschluss darüber geben, ob jemand, der sonst nichts besitzt, trotzdem in jeder Situation seine Haltung wahren und durch seine Präsenz alle Nuancen seines Partners wahrnehmen kann - mehr noch - ob er zudem vermag, diese harmonisch zu beantworten und die schönsten Gefühle dieser Welt durch seine feine Körpersprache in einer gefühlvollen Umarmung auszudrücken…!
Mit einer solchen Person - auch wenn sie sonst nichts besitzt- kann man sich doch vorstellen sein ganzes Leben mit ihr zu verbringen.
Das gilt auch heute noch! Tanz produziert unzählige Glücksmomente!
Aber wie konnte das schon damals funktionieren, wo niemand Zeit noch Geld besaß, um eine Tanzausbildung zu geniessen?!
Weil die Menschen im Alltag sehr umsichtig sein mussten und daher sehr wachsam waren, haben sie automatisch diesen Zustand in ihren Tanz übertragen: immerhin wollten sie herausbekommen, welche Haltung ihr Partner ihnen gegenüber hat! Wie reagiert er auf Missverständnisse oder wenn wir aus der Balance kommen?
Wenn wir diese präsente Haltung einnehmen, wir also alle unsere Antennen ausfahren
-sprich physische, mentale und emotionale Ebene sich laufend beeinflussen- kommunizieren wir unterbewusst und bekommen ein Gefühl für den Anderen.
Durch diese dem Menschen ureigene Körpersprache mit all ihren Reizen, Reflexen und Instinkten, in Kombination mit den Grundmustern der physiologischen Bewegung, entsteht ein Tanz, der frech, rhythmisch und spontan ist, und den vor allem alle Menschen von Geburt an bereits in sich tragen: denn wer sich liebt, der neckt sich!
Wer Tangoschritte in der Milonga macht, vergisst, dass Drehungen und das Kreuz erst in den 50er Jahren entdeckt wurden, also unmöglich auf diese Musik passen können.
Und damit sind wir bei den Themen dieses Workshops angelangt:
● Den 4 Basis-Corridas der Milonga, den physiologischen Grundmustern menschlicher Bewegung.
● Den Unterbewussten Führungsimpulsen, die unmissverstädliche Reaktionen hervorrufen, und typischen Reaktionen auf Haltungsveränderungen in zwischenmenschlichen Situationen.
● Der Improvisationstechnik - der Umsetzung spontaner Reaktionsmöglichkeiten auf Akzente, die die Musik in uns auslöst.
● Dem Typischen Schritt-Material aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts sowie abwechslungsreichen Kombinationsmöglichkeiten in Bezug auf das spezifische Schritt-Material für die Milonga.
● Dem musikalischem Verständnis für den Milongarythmus, in Bezug auf die Größe der Schritte und raumgreifende Schrittfolgen (“desplazamiento”).
Etymologie
Laut José Gobello (Präsident der Academia Porteña del Lunfardo*) entstammt das Wort MILONGA der südwestafrikanischen Bantu-Sprache Kimbundu und ist der Plural von MULONGA - zu deutsch „Gerede“. Ganz in diesem ursprünglichen Sinne bedeutet milongas (im Plural gebraucht) im heutigen Umgangs-Spanisch noch „Lug und Trug“.
*) Ein in Buenos Aires gesprochener Dialekt oder Sprache der einfachen Leute, eigentlich der Gauner, untereinander damit ihr Opfer, das sich in hörweite befindet trotzdem nicht ersteht.
Vals Cruzado
Viele feine Unterschiede zwischen Tango und Vals machen den himmelweiten Unterschied!
Sogar Piloten wissen: nur Vals tanzen ist schöner!
Aber wann wird eigentlich Vals getanzt?
In unseren Breiten wenigstens einmal im Leben: bei der Hochzeit.
Und was bedeutet Hochzeit? Das Paar erlebt eine “Hoch - Zeit“.
(Wann hingegen wird Tango getanzt? Wenn das Paar ein “Tief” hat und der Therapeut es empfiehlt!) Das höchste der Gefühle auf jeder Hochzeit ist also das Walzertanzen, da bleibt vor Emotion kein Auge trocken. Dämmert es, wie groß die Unterschiede zwischen Vals Cruzado und Tango Argentino sind?
Aber für was steht jetzt der Vals?
Harmonie - Glück - Flow - Freude - Einigkeit - Übermaß an Liebe und Energie…für festliche Höhepunkte!
Im Tango Argentino-Ambiente tanzt man den Walzer auch zu jedem Geburtstag, sozusagen um Freude zu verschenken.
Aber wie erzeuge ich all das? Wie es wirkt wissen wir, aber wo stecken die Geheimnisse?
Zuerst einmal beruht der Walzer auf einem völlig anderer Rhythmus, doch anders als beim Wiener Walzer, der aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit nur fünf verschiedene Schritte kennt, müssen wir mit diesem Rhythmus ganz anders umgehen und etwas weglassen, um überhaupt das Vals-Gefühl entstehen zu lassen. Wer regelmäßig Tangoschritte in den Dreiertakt quetscht, ist bei diesem Workshop genau richtig.
Wie jeder Tanz, das Ballett mit seiner Pirouette oder der Schuhplattler mit dem “Haxn-Hochwerfen”, hat auch der Vals ganz typische Schritte, die im Tango nicht vorkommen. Zudem werden sie nahtlos an andere angefügt, sodass ein beschwingter Tanzfluss entsteht, ohne Brüche und Stops - wie beim Fliegen eben!
In diesem Workshop lernen wir:
Musikalische Interpretation des Vals
Typisches Schritt-Material - vor allem Drehungen
Die magische Führung - damit es sich anfühlt wie fliegen